Part 62 (2/2)
Wohlan, scheint, mich verstanden hat Die Meisterin in Walden; Ihrs allbereit geht wohl von Statt, Die Farblein schon sich melden.
In starker Zahl, 35 Nun manches Mal Den Ton sie schon erhebet, Weil auch der Schall Aus grunem Thal Ihr deutlich widerstrebet.[2] 40
Da recht, du fromme Nachtigall, Du jenem Schall nit weiche!
Da recht, du treuer Wiederschall, Du stets dich ihr vergleiche!
Zur schonen Wett 45 Nun beide trett, Mein Jesum la.s.st erklingen, Obschon im Streit Der schwachsten Seit Am Leben sollt misslingen. 50
Die Nachtigall den Schall nit kennt Und halts fur ihr Gespielin, Verwundert sich, wies mog behend So gleichen Ton erzielen; Bleibt wenig stumm, 55 Schlagt wiederumb, Denkt ihr bald obzusiegen; Doch Widerpart Machts gleicher Art, Kein Punktlein bleibt verschwiegen. 60
Bald steiget auf die Nachtigall Je mehr und mehr und mehre; Gleich folget auch der Wiederschall, Wanns je noch hoher ware.
Drumb zierlich fecht 65 Und starker schlegt Das Fraulein reich von Stimmen, Steigt auf und auf Ganz ohn Verschnauf; Doch thuts der Schall erklimmen. 70
Alsdann gehts uber Ziel und Schnur, Das Herz mocht sich zerspalten, Sie sucht es in B Moll, B Dur, Auf allerhand Gestalten, Thut hundertfalt 75 Den Ba.s.s und Alt, Tenor und Cant durchstreichen; Doch Stimm doch Kunst Ist gar umbsonst, Der Schall thuts auch erreichen. 80
Da kitzlet sie dann Ehr und Preis Mit gar zu scharfen Sporen, Erdenkt noch schon und schoner Weis, Meint, sei noch nicht verloren.
All Mut und Blut 85 Und Atem gut.
Versammelt sie mit Haufen, Will noch zum Sieg In schonem Krieg Mit letzten Kraften laufen. 90
Ei, da kracht ihr so mutigs Herz, Gleich Ton und Seel verschwinden, Da leschet sich die gulden Kerz, Entzuckt von starken Winden.
O mutigs Herz, 95 O schone Kerz, O wohl, bist wohl ges...o...b..n!
Die Lorbeerkron Im letzten Ton Du doch noch hast erworben. 100
Dann zwar ein Seufzerlein gar zart Im Tod hast lan erklingen, Das so subtil dein Widerpart Mit nichten mocht erschwingen; Drumb ja nit lieg, 105 Dein ist der Sieg, Das Kranzlein dir gebuhret, Welchs dir allein Von Blumlein fein Ich schon hab eingeschnuret. 110
Ade dann, falbe Nachtigall, Von falbem Tod entfarbet, Weil du nun liegst in grunem Thal.
Sag, wer dein Stimmlein erbet; Konnts je nit sein, 115 Es wurde mein?
O Gott, konnt ichs erwerben!
Wollts brauchen stat So fruh, so spat, Bis auch im Sang that sterben. 120
Nun doch will ich in diesem Wald Bei deinem Grab verbleiben, Hoff, mich mit ihren Pfeilen bald Begierd und Lieb entleiben.
Will rufen stark 125 Zum Totensarg, Bis mein Geliebter komme, Will rufen laut Meins Herzen Traut, Bis letzt ich gar erstumme. 130
[Notes: 1: _Heften_ = _haften bleiben_, 'stick fast' (in his ear), and so win him over.
2: _Widerstrebet_ = _widerhallt_.]
+LVII. HOFMANN VON HOFMANNSWALDAU+
A Silesian scholar (1617-1679) who, after extensive foreign travel, spent his life at Breslau as an exemplary and highly esteemed official of the town. Incidentally he poetized in the inflated and ornate style which has given the so-called second Silesian school its evil reputation. His work is decidedly vacuous as poetry, but has its interest as indicating the literary drift of the age of puffs, powder, and pedantry. The selections follow Bobertag's edition in Kurschner's _Nationalliteratur_, Vol. 36.
+1+
+Die Welt.+
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