Part 62 (1/2)

Gott la.s.s euch selig schlafen, Stell euch die guldne Waffen Ums Bett und seiner Engel Schar.

+LVI. FRIEDRICH SPE+

1591-1635. Spe was a Jesuit father who won distinction as a poet and also as an opponent of the witch-burning mania. His collection of lyric poems called _Trutz-Nachtigall_, or _Match-Nightingale_, is interesting for its singular blend of erotic imagery with sincere religious feeling.

The poems indicate a genuine delight in certain aspects of nature. The selections follow Wolff's edition, in Kurschner's _Nationalliteratur_, Vol. 31.

+1+

+Ein Liebgesang der Gespons Jesu.+

Die reine Stirn der Morgenrot War nie so fast gezieret, Der Fruhling, nach dem Winter od, War nie so schon muntieret, Die weiche Brust der Schwanen weiss 5 War nie so wohl gebleichet, Die gulden Pfeil der Sonnen heiss Nie so mit Glanz bereichet:

Als Jesu w.a.n.gen, Stirn und Mund Mit Gnad seind ubergossen. 10 Lieb hat aus seinen auglein rund Fast tausend Pfeil verschossen: Hat mir mein Herz verwundet sehr, O weh der sussen Peine!

Fur Lieb ich kaum kann rasten mehr, 15 Ohn Unterla.s.s ich weine.

Wie Perlen klar aus Orient Mir Zahr von Augen schiessen: Wie Rosenwa.s.ser wohlgebrennt Mir Thranen uberfliessen. 20 O keusche Lieb, Cupido rein, Allda dein Hitz erkuhle, Da dunk dein heisse Fluttig ein, Da.s.s dich so stark nit fuhle.

Zu scharf ist mir dein heisser Brand, 25 Zu schnell seind deine Flugel; Drumb nur aus Thranen mit Verstand Dir flechte Zaum und Zugel.

Komm nit zu streng, mich nit verseng, Nit brenn mich gar zu Kohlen, 30 Dich weisen la.s.s, halt Ziel und Ma.s.s, Dich brauch der linden Strohlen.

O Arm und Hande Jesu weiss, Ihr Schwesterlein der Schwanen, Umbfa.s.set mich nit lind noch leis, 35 Darf euch der Griff ermahnen.

Stark heftet mich an seine Brust Und satt mich la.s.set weinen: Ich ihn erweich, ist mir bewusst, Und war das Herz von Steinen. 40

O Jesu mein, du schoner Held, Lang warten macht verdriessen: Gross Lieb mir nach dem Leben stellt, Wann soll ich dein geniessen?

O susse Brust! O Freud und l.u.s.t! 45 Hast endlich mich gezogen: O miltes Herz! All Pein und Schmerz Ist nun in Wind geflogen.

Allhie nun will ich rasten lind, Auf Jesu Brust gebunden: 50 Allhie mich mag Cupido blind Bis gar zu Tod verwunden.

Am Herzen Jesu sterben hin Ist nur in l.u.s.ten leben, Ist nur verlieren mit Gewinn, 55 Ist tot im Leben schweben.

+2+

+Anders Liebgesang der Gespons Jesu, darin eine Nachtigall mit der Echo oder Wiederschall spielet.+

Ach, wann doch Jesu, liebster mein, Wann wirst dich mein erbarmen?

Wann wieder zu mir kehren ein, Wann fa.s.sen mich in Armen?

Was birgest dich, 5 Was krankest mich?

Wann werd ich dich umfangen?

Wann reissest ein All meine Pein?

Wann schlichtest mein Verlangen? 10

O willkomm, susse Nachtigall, Kombst gleich zu rechter Stunde!

Erfrisch den Luft mit bestem Schall, Erschopf die Kunst von Grunde; Ruf meinem Lieb, 15 Er nit verschieb, ”O Jesu!” ruf mit Kraften, Ruf tausend mal, Ruf ohne Zahl, Wer weiss, es je mocht heften![1] 20

Ach, ruf und ruf, o Schwester zart, Mein Jesum zu mir lade, Mir treulich hilf zu dieser Fahrt, Dann ich in Zahren bade.

O Schwester mein, 25 Sing suss und rein, Ruf meinem Schatz mit Namen; Dann kurz, dann lang Zieh deinen Klang, All Noten greif zusammen! 30