Part 55 (1/2)

+1+

+An einen guten Freund.+

La.s.s der Zeit nur ihren Willen Und vergonn' ihr ihren Lauf; Sie wird sich selbst mussen stillen, Wenn wir nichts nicht geben drauf.

Meistes Elend wird verschmerzet, 5 Wenn mans nicht zu sehr beherzet.

Ist es heute trubes Wetter, Morgen wird es heiter sein; Stimmen doch die grossen Gotter Stets an l.u.s.t nicht uberein. 10 Und wer weiss, wie lang er bleibet, Der uns itzo so vertreibet.[1]

Ob die Sonne gehet nieder Und den Erdkreiss traurig macht, Doch so komt sie frohlich wieder 15 Nach der uberstandnen Nacht.

Herrschen itzund Frost und Winde, Balde wird es sein gelinde.

Unterdessen sei der Deine, Brich nicht ab der ersten Kost[2]; 20 Labe dich mit altem Weine Und versuch den jungen Most.

La.s.s uns einen Rausch noch kaufen, Ehe denn wir mussen laufen.

[Notes: 1: Lines 11-12 allude, probably, to the occupation of Leipzig by imperial troops in 1632.

2: _Der ersten Kost_, 'your previous fare.' _Abbrechen_ with dative = _Abbruch tun, verkurzen, vermindern_.]

+2+

+An Basilenen[3]: Nachdem er von ihr gereiset war.+

Ist mein Glucke gleich gesonnen, Mich zu fuhren weit von dir, O du Sonne meiner Wonnen, So verbleibst du doch in mir.

Du in mir und ich in dir 5 Sind beisammen fur und fur.

Kunftig werd' ich ganz nicht scheuen, Kaspis, deine fremde Flut, Und die oden Wusteneien, Da man nichts als furchten thut. 10 Auch das Wilde macht mir zahm, Liebste, dein gelobter Nam'.

uberstehe diese Stunden, Schwester, und sei unverwant.

Ich verbleibe dir verbunden, 15 Und du bist mein festes Band.

Meines Herzens Trost bist du, Und mein Herze selbst darzu.

Ihr, ihr Traume, solt indessen, Unter uns das Beste thun. 20 Kein Schlaf, der sol ihr vergessen, Ohne mich sol sie nicht ruhn, Da.s.s die susse Nacht ersetzt, Was der trube Tag verletzt.

Lebe, meines Lebens Leben, 25 Stirb nicht, meines Todes Tod, Da.s.s wir uns uns wiedergeben, Abgethan von aller Noth.

Sei gegrusst, bald Trost, itzt Qual, Tausend, tausend, tausendmal! 30

[Notes: 3: While sojourning in Reval, on his way to Asia, Fleming fell in love with Elsabe Niehusen, but later transferred his affections to her sister Anna. Basilene is one of several poetic names for Elsabe.]

+3+

+Inter Brachia Salvatoris.+[4]

Des Donners wilder Plitz schlug von sich manchen Stoss, Das feige Volk stund bla.s.s, das scheuche Wild erzittert'

Vom Schmettern dieses Knalls. Die Erde ward erschuttert.

Mein Fuss sank unter sich, der Grund war bodenlos.

Die Gruft, die fiel ihr nach,[5] schlung mich in ihren Schoss.