Part 54 (1/2)
Verfolgung, muh und leid ist allein das banier, Darunder durch die welt sich gottes kinder schlagen; Und der hochst general hat acht, wie man sie fuhr, Und wie ein jeder sich begehr fur ihn zu wagen.
Oftmal erlaubet er, da.s.s ihr feind triumfier, Doch la.s.set er sein volk ganzlich niemal verzagen; Sondern damit sein feind nicht gar zu vil stolzier, Verkehret machtig er sein jauchzen bald in klagen.
Darum ihr, deren will, des teufels willen gleich, Und deren l.u.s.t allein ist, gottes volk zu schaden, Wie euer zorn, grim, wut, sein wort, sein volk, das reich, Mit schmach, mit qual, mit schand, verbrant, verbaut, beladen: Also in euerm blut zu steter schand soll euch Noch zwingen mein marggrav Georg Friderich zu Baden.
[Notes: 2: Georg Friedrich, Margrave of Baden, was a partisan of the Calvinistic Friedrich V, Elector Palatine, who was chosen King of Bohemia in 1619, and is known as the ”Winter King.” As the sonnet shows, the defeated Protestants set high hopes on the Margrave of Baden, who commanded an army of 20,000 men; but he was soon defeated by the imperial forces and died in exile (1638).]
+L. MARTIN OPITZ+
A Silesian scholar (1597-1639) who won great renown as a poet and a literary lawgiver. In a pioneer treatise on poetics (1624, in which year his _Teutsche Poemata_ also appeared), he came to the defense of the German language, pleaded for a purer diction, and defined the princ.i.p.al _genres_ current abroad, ill.u.s.trating them with verses of his own. His theory recognized but two feet, the iamb and the trochee, which he defined in terms of accent. He prescribed a more regular alternation of accented and unaccented syllables and recommended the use of the alexandrine verse. Under his influence German poetry became more regular and artistic, but lost touch with the general life, being more and more regarded as a refined diversion of the scholar cla.s.s. The text of selections 1-4 follows Braune's _Neudrucke_, No. 1 and Nos. 189-192; for No. 5 see t.i.ttmann's edition in _Deutsche Dichter des 17. Jahrhunderts_.
1
_From the 'Buch von der deutschen Poeterey.'_
Wiewol ich mir von der Deutschen Poeterey, auff ersuchung vornemer Leute, vnd dann zue besserer fortpflantzung[1] vnserer sprachen, etwas auff zue setzen vorgenommen, bin ich doch solcher gedancken keines weges, das ich vermeine, man konne iemanden durch gewisse regeln vnd gesetze zu einem Poeten machen....
Die worte vnd Syllaben in gewisse gesetze zue dringen, vnd verse zue schreiben ist das allerwenigste was in einem Poeten zue suchen ist. Er muss e?fa?tas??t?? [Greek: euphantasiotos],[2] von sinnreichen einfallen vnd erfindungen sein, muss ein grosses vnverzagtes gemute haben, muss hohe sachen bey sich erdencken konnen, soll anders[3] seine rede eine art kriegen, vnd von der erden empor steigen. Ferner so schaden auch dem gueten nahmen der Poeten nicht wenig die jenigen, welche mit jhrem vngestumen ersuchen auff alles was sie thun vnd vorhaben verse fodern.
Es wird kein buch, keine hochzeit, kein begrabnuss ohn vns gemacht; vnd gleichsam als niemand kondte alleine sterben, gehen vnsere gedichte zuegleich mit jhnen vnter. Mann wil vns auff allen Schusseln vnd kannen haben, wir stehen an wanden vnd steinen,[4] vnd wann einer ein Hauss ich weiss nicht wie an sich gebracht hat, so sollen wir es mit vnsern Versen wieder redlich machen. Dieser begehret ein Lied auff eines andern Weib, jenem hat von des nachbaren Magdt getrewrnet, einen andern hat die vermeinte Bulschafft ein mal freundtlich angelacht, oder, wie dieser Leute gebrauch ist, viel mehr aussgelacht; ja des narrischen ansuchens ist kein ende. Mussen wir also entweder durch abschlagen jhre feindschafft erwarten, oder durch willfahren den wurden der Poesie einen mercklichen abbruch thun. Denn ein Poete kan nicht schreiben wenn er will, sondern wenn er kann, vnd jhn die regung des Geistes, welchen Ovidius vnnd andere vom Himmel her zue kommen vermeinen, treibet....
Vnd muss ich nur bey hiesiger gelegenheit ohne schew dieses errinnern, das ich es fur eine verlorene arbeit halte, im fall sich jemand an vnsere deutsche Poeterey machen wolte, der, nebenst dem das er ein Poete von natur sein muss, in den griechischen vnd Lateinischen buchern nicht wol durchtrieben ist, vnd von jhnen den rechten grieff erlernet hat; das auch alle die lehren, welche sonsten zue der Poesie erfodert werden, vnd ich jetzund kurzlich beruhren wil, bey jhm nichts verfangen konnen....
Nachmals ist auch ein jeder verss entweder ein _iambicus_ oder _trochaicus_; nicht zwar das wir auff art der griechen vnnd lateiner eine gewisse grosse der sylben konnen inn acht nemen; sondern das wir aus den accenten vnnd dem thone erkennen, welche sylbe hoch vnnd welche niedrig gesetzt werden soll. Ein Jambus ist dieser: _Erhalt vns Herr bey deinem Wort_; der folgende ein Trocheus: _Mitten wir im leben sind_.
Dann in dem ersten verse die erste sylbe niedrig, die andere hoch, die dritte niedrig, die vierde hoch, vnd so fortan; in dem anderen verse die erste sylbe hoch, die andere niedrig, die dritte hoch, u.s.w.
aussgesprochen werden. Wiewol nun meines wissens noch niemand, ich auch vor der zeit selber nicht, dieses genawe in acht genommen, scheinet es doch so hoch von nothen zue sein, als hoch von nothen ist, das die Lateiner nach den _quant.i.tatibus_ oder grossen der sylben jhre verse richten vnd reguliren.
[Notes: 1: _Fortpflantzung_ = _Verbesserung_.
2: ??fa?tas??t?? [Greek: Euphantasiotos], 'very fanciful'; see Quintilian vi. 2, 30.
3: _Anders_, 'anywise.'
4: _Steinen_ = _Tursteinen_.]
+2+
+Ode.+[5]
Ich empfinde fast ein grawen, Das ich, Plato, fur vnd fur Bin gesessen vber dir; Es ist zeit hienauss zue schawen, Vnd sich bey den frischen quellen 5 In dem grunen zue ergehen, Wo die schonen Blumen stehen, Vnd die Fischer netze stellen.
Worzue dienet das studieren, Als zue lauter vngemach? 10 Vnter dessen laufft die Bach Vnsers lebens das wir fuhren, Ehe wir es innen werden, Auff jhr letztes ende hin; Dann kompt ohne geist vnd sinn 15 Dieses alles in die erden.
Hola, Junger, geh' vnd frage Wo der beste trunck mag sein; Nim den Krug, vnd fulle Wein.
Alles trawren leidt vnd klage, 20 Wie wir Menschen taglich haben, Eh vns Clotho fortgerafft, Wil ich in den sussen safft Den die traube giebt vergraben.
Kauffe gleichfalls auch Melonen,[6] 25 Vnd vergiss des Zuckers nicht; Schawe nur das nichts gebricht.
Jener mag der h.e.l.ler schonen, Der bey seinem Gold vnd Schatzen Tolle sich zue krencken pflegt 30 Vnd nicht satt zue bette legt; Ich wil weil ich kan mich letzen.
Bitte meine guete Bruder Auff[7] die music vnd ein gla.s.s; Nichts schickt, dunckt mich, nicht sich ba.s.s 35 Als guet tranck vad guete Lieder.