Part 26 (1/2)

Erzurnt sprang Dieterich heran, 15 Und sprach, beschirmend seinen Mann: ”He da, du kleiner Wicht, Beh.e.l.lige ihn nicht!

Er ist mir zugesellt, Das wisse ja die Welt, 20 Und mit mir hergekommen.

Wurd' ihm solch Pfand genommen, Des hatt' ich immer Schande, Wenn man es mir im Lande Nachsagte, mir dem Berner; nicht 25 So leicht ertrug' ich solch Gerucht.”

Da sprach Laurin, der kleine Mann: ”Was geht mich wohl dein Name an?

Die Mare von dem Berner Will ich nicht h.o.r.en ferner; 30 Davon hab' ich genug vernommen.

Mich freut, da.s.s du hierher gekommen: Du musst mir geben schweres Pfand, Den rechten Fuss, die linke Hand.

Du sollst mich kennen lernen, traun! 35 Den Garten hast du mir verhaun, Zertreten unter Fussen.

Das sollst du mir nun bussen.

Ich dunk' euch wohl nicht gross, Doch ware euer Tross 40 Dreitausend stark und mehr, Ich schlug' das ganze Heer.”

Herr Dietrich hatte gnug gehort; Er sah sich um nach seinem Pferd, Erreichte es in schnellem Lauf, 45 Sprang ohne Stegereif hinauf, Ergriff den Ger mit starker Hand-- Da kam sein Meister Hildebrand, Und dieser vielerfahrne Mann Rief also seinen Herren an: 50 ”Mein lieber Dieterich, Sei klug und h.o.r.e mich!

Verwirfst du meine Lehre, Verlierst du wohl die Ehre.

Verkennst du doch den Wicht! 55 Dein Reiten taugt hier nicht.

Hattst du die ganze Welt im Bann, Er sticht dich nieder auf den Plan; So verlierst du deine Ehr'

Und darfst dann nimmermehr 60 Als Furst mit Fursten gehen.

Zu Fusse sollst du ihn bestehen, Steig' ab vom Rosse auf das Feld; Das rat' ich dir, du kuhner Held.

Und h.o.r.e einen weitern Rat: 65 Durch Schmiedewerk, wie er es hat, Kommst du dem Zwerg, wie auch es sei, Mit Schneidewaffen niemals bei.

Hau' mit dem Knopf[2] ihm um die Ohren Und mache ihn also zum Toren. 70 So tragst du, dir und uns zum Lohn, Mit Gottes Hilf' den Sieg davon.”

Des Meisters Rat war nicht verlorn, Er sprang von seinem Ross in Zorn: ”Laurin, ich widersage dir; 75 Nun, rache deinen Grimm an mir.”

”Ja wohl,” so sprach der Kleine, ”Das tu' ich ganz alleine.”

Den Schild zu fa.s.sen er begann Und lief den Berner hastig an. 80 Er schlug ihm einen grimmen Schlag, So da.s.s sein Schild auf Erden lag.

Des Berners Zorn war gross; Er sturtzte auf das Mannlein los Und schlug auf seinen Schildesrand, 85 So da.s.s er fiel ihm aus der Hand.

Herr Dieterich von Bern Hatt' ihn betaubet gern; Er rannt' ihn an und mit dem Knopf Schlug er ihn grimmig auf den Kopf, 90 Da.s.s weit und breit erklang der Ton Des Helmes und der goldnen Kron'.

Es schwindelte dem Zwerg sogar, Er wusste nicht, wie's mit ihm war.

Er griff in seine Tasche klein 95 Und holte sich sein Tarnkapplein, Worin er gleich unsichtbar ward.

Jetzt ging's dem Berner erst recht hart.

Der Kleine schlug ihm hier und dort Furchtbare Wunden fort und fort, 100 So da.s.s dem schwergepruften Mann Da.s.s Blut nun durch die Brunne rann.

Da sprach der Held von Bern: ”Ich schluge dich ja gern, Doch weiss ich nicht zur Frist, 105 Wo du zu treffen bist.

Wohin bist du gekommen?

Wer hat dich mir entnommen?”

Der Berner holte aus und schlug In grimmem Zorn ob dem Betrug; 110 Und ellenweit die Waffe sein Biss in die Felsenwand hinein.

All unverletzt der kleine Mann Lief abermals den Berner an, Der, hart bedrangt, den Streichen 115 Nicht wusste zu entweichen.

Er kam in furchtbare Gefahr, Wiewohl er stark und weise war Und sich aufs Waffenwerk verstand.

Da sprach der weise Hildebrand: 120 ”Wirst du von einem Zwerg erschlagen, Kann ich dich nicht so sehr beklagen.

Dir konnt' es ba.s.s gelingen, Wollt' er nur mit dir ringen.

Ergreif' und halte fest den Butzen, 125 So ist sein Kapplein ohne Nutzen.”

Der Berner sprach: ”Ja, kam's zum Ringen, Es konnte mir doch ba.s.s gelingen.”

Er trug dem Zwerge grimmig Ha.s.s.

Als dieser nun bemerkte, was 130 Der Held von ihm begehrte, Wie bald er's ihm gewahrte!

Er schleuderte sein Schwert von sich Und sturtzte auf Herrn Dieterich.

Kraftvoll ergriff der Kleine 135 Des Riesen starke Beine, Und beide fielen in den Klee; Die Schande tat dem Berner weh.

Da sprach--er war ja gleich zur Hand-- Der weise Meister Hildebrand: 140 ”Dietrich, lieber Herre mein, Zerreiss' ihm doch das Gurtelein, Davon er hat Zwolfmannerkraft; So magst du werden siegehaft.”

Nun ging es an ein starkes Ringen, 145 Noch wollt's dem Berner nicht gelingen.