Part 22 (1/2)
Der Ohm hiess sie von dannen tragen, 415 Und auch die Frauen sandt' er fort.
Die grussten erst mit freud'gem Wort Den Herren nach der langen Reise; Dann fuhrt sie aus dem Zelte leise Der gute Ohm, der Parzival 420 Seinem holden Weib befahl.
Noch war es fruh; drum liessen wieder Die Kamm'rer rings die Zeltwand nieder.
Hat ihn einst Blut und Schnee[6] verzuckt, Im Liebesweh sich selbst entruckt, 425 Dafur--es war auf dieser Flur-- Gab ihm Ersatz Kondwiramur, Die rot wie Blut und weiss wie Schnee.
An keinem Ort sonst nahm er je Minnetrost fur Minnenot, 430 Den manches Weib ihm liebend bot.
[Notes: 5: The speaker is the wise old hermit Trevrizent, who has cleared up for Parzival the mystery of the Grail and led him to inward peace.
6: In Book 6 it is related that Parzival, riding away from the castle of the Grail, comes upon three drops of blood in the snow--the blood of a wild goose that had been attacked by a falcon. The red and white remind him of Kondwiramur and he sinks into a moody trance.]
+XXV. GOTTFRIED VON STRa.s.sBURG+
Pre-eminent as a graceful and cunning psychologist of sensual pa.s.sion.
His great work--all that we have from him except some lyric poems--is the love-intoxicated romance of Tristan and Isold, which he began early in the 13th century and did not live to complete. For this his princ.i.p.al source was the French trouvere, Thomas of Brittany, who composed his _Tristan_ in England about 1180. Of this French poem only a few fragments are extant. The original Tristan-saga contained elements of revolting savagery, but in Gottfried's poem, as in the fragments of Thomas, it is transformed into a courtly romance of love--an illicit love that defies conscience and the world and remains faithful unto death. The selections are from the translation by W. Hertz, 4th edition, Stuttgart, 1904.
_From 'Tristan,' Book I, lines 119-242: The goodness of love and love-stories._
Ich weiss es sicher wie den Tod Und hab's erkannt in eigner Not: 120 Wer minnt mit edlem Sinne, Liebt Maren von der Minne.
Drum wer nach solchen tragt Begier, Der hat nicht weiter als zu mir.
Ich kund' ihm susse Schmerzen 125 Von zweien edlen Herzen, Die Liebe trugen echt und wahr, Ein sehnend junges Menschenpaar, Ein Mann, ein Weib, ein Weib, ein Mann, Tristan Isold, Isold Tristan. 130 Treu, wie ich las die Kunde Von ihrem Liebesbunde, So leg' ich sie mit willigem Sinn Allen edlen Herzen hin, Da.s.s sie durch Kurzweil dran genesen; 135 Das ist sehr gut fur sie zu lesen.
Gut? fraget ihr. Ja, innig gut, Macht lieb die Liebe, rein den Mut, Stahlt die Treue, ziert das Leben; Wohl kann's dem Leben Zierden geben. 140 Denn wo man h.o.r.et oder liest, Wie Herz sich treu zum Herzen schliesst, Da lernen die Getreuen Sich recht der Treue freuen.
Liebe, Treue, steter Mut, 145 Ehre und manch andres Gut Stehn nirgends so dem Herzen nah, Sind nirgends ihm so lieb wie da, Wo man von Herzeliebe sagt Und Herzeleid von Liebe klagt. 150 Lieb' ist selig allezeit, Ein Ringen so voll Seligkeit, Da.s.s ohne ihre Lehre Nicht Tugend ist noch Ehre.
Da Liebe so das Leben weiht, 155 Da so viel Tugend sie verleiht, Ach, da.s.s nicht alles, was da lebt, Nach rechter Herzensliebe strebt; Da.s.s ich so wenig finde deren, Die lautres herzliches Begehren 160 Um Freundes willen mogen leiden, Nur um den armen Schmerz zu meiden, Der bei der Lieb' zu mancher Stund'
Verborgen liegt im Herzensgrund.
Wie litte nicht ein edler Mut 165 _Ein_ Weh fur tausendfaches Gut, Fur grosse Freude kleinen Gram?
Wem niemals Leid von Liebe kam, Dem kam auch l.u.s.t von Liebe nie: l.u.s.t und Leid, wann liessen die 170 Im Lieben je sich scheiden?
Man muss mit diesen beiden Lob und Ehre sich erwerben Oder ohne sie verderben.
Von denen diese Mare kundet, 175 Hatten sie nicht treu verbundet Um Herzenswonne sehnend Klagen In einem Herzen einst getragen, Es war' ihr Name im Gedicht So manchem edlen Herzen nicht 180 Zum Heil und lieben Trost gekommen.
Nun wird noch heute gern vernommen Und ruhrt noch immer suss aufs neue Ihre innigliche Treue, Ihr Gluck und Jammer, Wonn' und Not. 185 Und liegen sie auch lange tot, Ihr susser Name lebt uns doch; Auch soll der Welt zu gute noch Lang ihr Tod und ewig leben, Den Treubegier'gen Treue geben, 190 Den Ehrbegier'gen Ehre.
Die ewig neue Mare Von ihrer Treue Lauterkeit, Von ihrer Herzen l.u.s.t und Leid, Ist aller edlen Herzen Brot: 195 So lebt in uns ihr beider Tod.
Wer nun begehrt, da.s.s man ihm sage Ihr Leben, Sterben, Freud' und Klage, Der neige Herz und Ohren her: Er findet alles sein Begehr. 200
_From 'Tristan,' Book 16, lines 11711-11844: The fateful love-potion._[1]
Doch als die Jungfrau und der Mann, Als nun Isolde und Tristan Den Trank getrunken, was geschah?
Gleich war der Welt Unruhe da, Minne, die Herzensjagerin, 11715 Und schlich zu ihren Herzen hin.
Sie liess, eh' beide sich's versehn, Ihr Siegspanier daruber wehn Und unterwarf sie mit Gewalt.
Eins und einig wurden bald, 11720 Die zwei gewesen und entzweit.
Nun hatten sie nach langem Streit In raschem Frieden sich gefunden.
Der Ha.s.s[2] Isoldens war entschwunden: Minne, die Versohnerin, 11725 Die hatte ihrer beider Sinn Von Ha.s.se so gereinigt, In Liebe so vereinigt, Da.s.s eins dem andern h.e.l.l und klar Und lauter wie ein Spiegel war. 11730 Sie hatten nur ein einz'ges Herz: Isoldens Leid war Tristans Schmerz, Und Tristans Schmerz Isoldens Leid.
Sie einten sich fur alle Zeit In Freude und in Leide 11735 Und hehlten sich's doch beide.
Das tat die Scham, da.s.s sie nichts sagten, Der Zweifel tat's, da.s.s sie verzagten, Sie an ihm und er an ihr.
Und riss auch ihre Herzensgier 11740 Nach Einem Ziel sie blindlings fort, Sie bangten vor dem ersten Wort.
Drum blieb in Scheu' und Sorgen Ihr Sehnen noch verborgen.
Als Tristan fuhlt der Minne Bann, 11745 Da rief er Treu' und Ehre an, Und diese beiden mahnten ihn, Vor ihrer Lockung zu entfliehn.
Nein, dacht' er fort und fort bei sich, Sei standhaft, Tristan, hute dich! 11750 La.s.s ab und schlag dir's aus dem Sinn.
Doch drangte stets sein Herz dahin.
Mit seinem Willen kampft' er schwer, Begehrte wider sein Begehr: Es zog ihn ab, es zog ihn an. 11755 So wand sich der gefang'ne Mann Und suchte, aus den Schlingen Sich muhsam loszuringen, Und hielt sich tapfer lange Zeit.
Es ging dabei ein zwiefach Leid 11760 Seinem treuen Herzen nah: Wenn er in ihre Augen sah, Und ihm die susse Minne Verzehrte Herz und Sinne Mit ihrem holden Angesicht, 11765 So dacht' er an der Ehre Pflicht, Und die entriss ihn ihrem Bann.
Gleich griff ihn Minne wieder an, Seine Erbekonigin, Und trieb ihn wieder zu ihr hin. 11770 Bedrangt ihn Ehr' und Treue schwer, Minne bedrangt ihn doch noch mehr; Sie tat ihm mehr zu leide Als Treu' und Ehre beide.