Part 21 (2/2)
Dem Gral entquoll ein Strom von Segen, Vom Gluck der Welt ein vollster Regen.
Er galt fast all dem Hochsten gleich, 425 Wie man's erzahlt vom Himmelreich.
In kleinen goldnen Schalen kam, Was man zu jeder Speise nahm: Gewurze, Pfeffer, leckre Bruhn.
a.s.s einer zaghaft oder kuhn, 430 Sie fanden insgesamt genug, Wie man's mit Anstand vor sie trug.
Wein, Maulbeertrank, Siropel rot, Wonach den Becher jeder bot, Und welchen Trank er mochte nennen, 435 Den konnt' er gleich darin erkennen, Alles durch des Grales Kraft.
Die ganze werte Ritterschaft War so zu Gaste bei dem Gral.
Wohl sah mit Staunen Parzival 440 Die Pracht der Wunder sich bezeigen; Jedoch aus Anstand wollt' er schweigen.
Er dachte: der getreue Mann, Gurnemanz, befahl mir an, Vieles Fragen zu vermeiden. 445 Drum will ich hoflich mich bescheiden Und warten, bis man ungefragt, Von diesem Haus mir alles sagt, Wie man bei Gurnemanz getan Drauf sah er einen Knappen nahn 450 Mit einem Schwerte schon und stark; Die Scheide galt wohl tausend Mark, Der Griff ein einziger Rubin.
Das ward vom Wirt dem Gast verliehn: ”Ich hab' es oft im Kampf getragen, 455 Bis Gott am Leibe mich geschlagen.
Herr, nehmt es als Ersatz entgegen, Sollt' man Euch hier nicht wohl verpflegen.”
Ach da.s.s auch jetzt er nicht gefragt!
Um seinetwillen sei's geklagt, 460 Da mit dem Schwert, das er empfing, Die Mahnung doch an ihn erging.
Auch jammert mich sein Wirt zumal; Denn von der ungenannten Qual Wurd' er durch seine Frage frei. 465 Damit war nun das Mahl vorbei.
[Notes: 3: The blundering Parzival has now been instructed in the ways of knighthood by the gray-haired Prince Gurnemanz, who has told him to avoid asking questions about what he sees. With this caution in mind Parzival fails to inquire into the malady of the mysterious sick man in the Grail castle--a fateful error which involves him in long wanderings during which he despairs of G.o.d. The sick man is his uncle Anfortas, whom he is destined after a lapse of years, to heal by a simple question and to succeed as king of the Grail.
4: Green silk from Arabia.]
_From Book 16, lines 332-458: Parzival, as purified king of the Grail and unswervingly faithful husband, is reunited to his wife Kondwiramur._
”Geheimnisreich ist Gottes Tat,”
Sprach er,[5] ”wer sa.s.s in seinem Rat?
Wer kennt die Grenzen seiner Macht?
Kein Engel hat sie ausgedacht, 335 Ja, Gott ist Mensch,” so fuhr er fort, ”Ist seines Vaters ew'ges Wort, Ist Vater und ist Sohn zugleich, Sein Geist an Hilfe gross und reich.
Ein Wunder seltsam ratselvoll 340 Ist hier geschehn; durch Euren Groll Rangt Ihr ab dem hochsten Willen, Eures Herzens Wunsch zu stillen.
Mir tat einst Eure Muhsal leid; Denn unerhort zu aller Zeit 345 War's, mit Gewalt der Waffen Den Gral sich zu erraffen.
Ich hatt' Euch gern den Wunsch benommen.
Doch anders ist's mit Euch gekommen: Euch ward der herrlichste Gewinn. 350 Nun kehrt an Demut Euren Sinn!”
Drauf Parzival: ”Mein Weib ist nah.
Ich will sie sehn, die ich nicht sah Nun seit funf langen Jahren.
Da wir beisammen waren, 355 War sie mir lieb und ist es noch.
Drum la.s.s mich ziehn! Dein Rat jedoch Soll mir verbleiben bis zum Tod.
Du rietest mir in grosser Not.”
So schied er von dem heil'gen Mann, 360 Die Nacht durch ritt er fort im Tann; Der Weg war seinen Degen kund.
Am Morgen fand er lieben Fund: Manch Zelt geschlagen auf dem Plane, Vom Lande Brobarz manche Fahne, 365 Der mancher Schild gefolgt von fern.
Da lagen seines Landes Herrn.
Er fragte nach der Furstin Zelt; Das stand fur sich abseits im Feld, Von kleinen Zelten rings umfangen. 370 Ihr Ohm, schon fruh auf, kam gegangen; Noch war der Blick des Tages grau.
Da sah er halten auf der Au Ein Volk' von Rittern und von Knappen, Erkannte gleich des Grales Wappen 375 Und eilte Herrn und Degen Mit Willkommsgruss entgegen, Befahl auch, da.s.s ein Jungherr lief Und rasch der Herrin Marschall rief, Die Gaste fur den Morgen 380 Behaglich zu versorgen.
Den Konig fuhrt' er an der Hand Hin, da die Kleiderkammer stand, Ein klein Gezelt von Buckeram, Wo man den Harnisch von ihm nahm. 385 Noch war der Herrin nichts bewusst.
Da fand er seiner Augen l.u.s.t: Im weiten Zelte schlief die Schone Und bei ihr seine kleinen Sohne, Loherangrin und Kardeis, 390 Und hier und dort umher im Kreis Lagen lichter Fraun genug.
Der Oheim auf die Decke schlug Und rief: ”Willst du erwachen, So wirst du frohlich lachen!” 395 Aufblickend sah sie ihren Mann.
Ihr Hemd nur hat die Herrin an, Die nun die Decke um sich schw.a.n.g, Vom Bette auf den Teppich sprang, Und Parzival, er druckte 400 Ans Herz die Holdbegluckte.
Man sagte mir, sie kussten sich.
Sie sprach: ”So hat das Gluck mir dich Gesendet, Herzensfreude mein!
Sollst Gott und mir willkommen sein! 405 Nun sollt' ich zurnen, kann es nicht.
Heil sei dem Tag und seinem Licht, Der dies Umfangen mir gebracht, Das all mein Leid zunichte macht!
Des Herzens Wunsch, ich halt ihn hier, 410 Und Sorge hat kein Teil an mir.”
Nun wachten auch die Kinderlein.
Er beugt sich zartlich zu den zwein Und kusste sie, die nackend lagen.
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