Part 18 (2/2)

”Mit Herzen und mit Sinnen.” 9790 ”Soll ihm mein Herze geben?

Wie konnte ich dann leben?”

”Unwissend bist du, wie man sieht.”

”Was, wenn es nicht geschieht?”

”Was, wenn's geschehen tut?” 9795 ”Wie kann ich meinen Mut Einem Manne zukehren?”

”Die Minne wird's dich lehren.”

”Um Gotteswillen, was ist Minne?”

”Sie ist vom Urbeginne 9800 Der Erde Herrscherin Und bleibt's auch fernerhin Bis zu dem jungsten Tag.

In keiner Weise mag Ein Mensch ihr widerstehen, 9805 Denn sie kann niemand sehen Noch betasten mit der Hand.”

”Die hab' ich, Fraue, nie gekannt.”

”Du sollst sie kennen lernen noch.”

”Wann erwartet Ihr es doch?” 9810 ”Ich erwart' es, wie ich mag.

Vielleicht erleb' ich noch den Tag, Da du ungebeten minnest.

Und wenn du es beginnest, Wirst du empfinden l.u.s.t dazu.” 9815 ”Ich weiss, da.s.s ich's nicht tu'.”

”Es kommt, so sicher du auch bist.”

”Dann sagt mir, was die Minne ist.”

”Ich kann sie nicht beschreiben.”

”Dann la.s.st es doch noch bleiben.” 9820

_Lines 10031-79: Lavinia's first glimpse of Eneas._

Als der Held dahin kam, Und die Jungfrau wonnesam Ihre Augen kehrte dar Und sein da unten ward gewahr Von ihrer hohen Zinne, 10035 Durchschoss sie nun Frau Minne Mit einem scharfen Pfeil; Drum ward ihr Qual zuteil Auf manche lange Stunde.

Sie empfing eine Wunde, 10040 In ihrem Herzen drinnen, So da.s.s sie musste minnen Und konnte nichts dafur.

Gram ward die Mutter ihr, Deren Huld sie ganz verlor, 10045 Denn sie brannte und sie fror Fast in derselben Stunde.

Die Art und Weis' der Wunde, Das ubel war ihr unbekannt.

Sehr bald sie nun verstand 10050 Ihrer Mutter Geheiss.

Sie ward unma.s.sig heiss Und danach wieder kalt, Sie kam in Ungewalt, Unangenehm sie lebte, 10055 Sie schwitzte und sie bebte, Wurde bleich und wurde rot; Sehr gross war ihre Not Und ihres Leibes Ungemach, Da fand sie Kraft und sprach. 10060 Als das Herz ihr wiederkam, Sprach die Jungfrau wonnesam Jammerlich sich selber zu: ”Ich weiss nicht leider, was ich tu'; Ich weiss nicht, was mich schiert, 10065 Da.s.s ich bin so verwirrt.

Nie ward mir solches kund; Ich war bisher gesund Und bin nun jetzt fast tot.

Wer hat in kurzen Stunden 10070 Das Herz mir festgebunden, Das fruher ledig war und frei?

Mir ahnt, es sei das Ungemach, Von dem vorher die Mutter sprach.

Zu fruh hat's mir pa.s.siert! 10075 War' ich doch ungeniert Von--Minne, wie ich sie verstand, Ja, Minne hat sie es genannt!”

+XXIII. HARTMANN VON AUE+

The first in order of the three great romancers who interpreted the French tales of chivalry for medieval Germany. They were adapters rather than translators, just as were the French poets themselves in relation to their Keltic sources. Hartmann was born in Swabia about 1165, took part in a crusade, probably that of 1197, and died before 1220. His chief works are the two Arthurian romances _Erec_ and _Iwein_, and the two pious 'legends' _Gregorius_ and _Der arme Heinrich_. The selection from _Der arme Heinrich_ is given in Botticher's translation, as found in Botticher and Kinzel's _Denkmaler_, II, 2.

I

_From 'Iwein', lines 2073-2338: The enterprising maid Lunete persuades her mistress to marry Iwein, who has just slain her husband._

Da.s.s sie der Magd je Hartes sprach, Davon litt sie solch Ungemach, Da.s.s sie es sehr bereute. 2075 Als sich der Tag erneute, War jene noch einmal gekommen Und wurde besser aufgenommen Als sie entla.s.sen ward vorher.

Die Frau ermunterte sie sehr 2080 Mit gutigem Empfange.

Es dauerte nicht lange, Bevor sie nun also begann: ”Du lieber Gott, wer ist der Mann, Den du mir gestern lobtest? 2085 Ich glaube nicht, du tobtest, Denn der war nicht von Herzen matt, Der meinen Herrn erschlagen hat.

Hat er Geburt und Jugend Und sonst etwa 'ne Tugend, 2090 So da.s.s er mir zum Herren ziemt, Und da.s.s die Welt, wenn sie's vernimmt, Mir's nicht zu sehr verdenken kann, Da.s.s ich genommen hab' den Mann, Der mir den Herrn erschlagen? 2095 Kannst du mir von ihm sagen, Was mir in seiner Tugend Licht Dem ublen Ruf die Spitze bricht?

Und ratst du mir sodann, Ich nahme ihn zum Mann?” 2100 Sie sprach: ”Es dunkt mich gut.

Mich freut, da.s.s Ihr den Mut So schnell habt umgekehret.

In ihm seid Ihr geehret; Zu furchten ware keine Scham.” 2105 Sie sprach: ”Was ist also sein Nam'?”

”Er nennt sich Herr Iwein.”

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