Part 12 (2/2)
Seine Zeichen trugen er und die Helden gut 5 Bis an den Saal der Feste. Da liess man von den Zinnen Die lichten Fahnen flattern; Weh traf die Koniginnen.
Hartmut, der schnelle Degen, zur schonen Kudrun geht.
Er spricht: ”Edle Jungfrau, Ihr habt mich stets verschmaht; 10 Drum werden wir's verschmahen, ich und die Freunde mein, Da.s.s wir Gefangene machen. Man hangt sie, gross und klein.”
Nichts mehr gab sie zur Antwort als: ”Wehe, Vater mein!
Konntest du es wissen, da.s.s man die Tochter dein Gewaltsam wagt zu fuhren hinweg aus deinem Lande, 15 Du spartest der Verla.s.s'nen den Schaden und die Schande.”
Gern wusst' ich, was ware den Fremden wohl geschehn, Wenn der grimme Wate hatte zugesehn, Wie Hartmut der kuhne durch den Saal geschritten kam, Und mit ihm Konig Ludwig Kudrun gefangen nahm. 20
Wate und auch Hetel hatten es ihm verwehrt Und manchen Helm zerhauen mit ihrem guten Schwert, War's ihnen nur verraten! Man sahe nimmermehr Gefuhrt die schone Kudrun gefangen ubers Meer.
Es standen alle Leute in trubem Sinn und Mut; 25 Nicht anders war' es heute. Man nahm da Hab' und Gut Mit Raub den armen Burgern und trug es fort zugleich.
Glaubt mir, es wurde jeder von Hartmuts Recken reich.
Als sie genommen hatten Schatze und Gewand, Fuhrte man Frau Hilde hinaus an ihrer Hand. 30 Gern hatte auf die Zinnen man roten Brand gesetzt; Da.s.s einst die Rache folgte, wer dachte daran jetzt?
Hartmut befahl, es bleibe die Feste unversehrt.
Schnell das Land zu raumen hat der Furst begehrt, Eh' man die uble Kunde hatt' Hetel uberbracht, 35 Der noch in Waleis kampfte mit stolzer Heeresmacht.
”Auch sollt ihr Raub nicht nehmen,” sprach der Held Hartmut, ”Sind wir daheim, so zahl' ich mit meines Vaters Gut.
Auch fahren wir um so leichter uber die weite See.”
Ludwigs grimmes Wuten tat Kudruns Herzen weh. 40
Die Burg, die war gebrochen; die Stadt, die war verbrannt.
Da hatte man gefangen die besten, die man fand; Zweiundzwanzig Frauen, minnigliche Maide, Fuhrten sie von dannen zu Hildes Herzeleide.
Wie traurig stand im Saale die edle Konigin! 45 Sie schritt betrubten Herzens zu einem Fenster hin, Zu grussen die Gefangenen mit einem letzten Blick; Es blieb manch edle Fraue klagend bei ihr zuruck.
_From Adventure 17: The battle on the Wulpensand._
Es war ein breiter Werder, der Wulpensand genannt, Da hatten Ludwigs Recken aus Normannenland Fur sich und ihre Rosse geschafft willkommne Rast.
Wie bald bedrangt' die Frohen der grimmen Sorge Last!
Man fuhrte aus den Schiffen auf den oden Strand 5 Die minniglichen Madchen aus Hegelingenland.
Wie sie das Herz es lehrte, so klagten da die Frauen Und liessen ihre Tranen die Feinde reichlich schauen.
Da sah der Schiffer einer auf den Wogen nahn Ein Schiff mit vollen Segeln; dem Konig sagt' er's an. 10 Und als sie es erblickten, rief Hartmut und die Seinen: ”Pilger sind es. Sehet das Kreuz im Segel scheinen!”
Bald erschaute jeder drei Kiele fest und gut, Dabei neun volle k.o.c.ken; die fuhrten durch die Flut Manchen, der noch nimmer zu Gottes Ruhm und Ehr' 15 Ein Kreuz getragen hatte![1] Der Normann griff zur Wehr.
Bald waren sie so nahe, da.s.s man die Helme sah Auf dem Verdecke glanzen. Viel Not erhob sich da Und mancher arge Schaden fur Ludwig und sein Heer.
”Auf!” rief Hartmut, ”uns suchen die Feinde uber Meer.” 20
Nicht trage waren die Fremden, nah kamen sie dem Land, Da.s.s man schon knarren horte die Ruder an dem Strand.
Dort standen zum Empfange in h.e.l.lem Waffenkleid Die Alten und die Jungen am Ufer schon bereit.
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