Part 68 (2/2)
Gespielin meiner Nebenstunden, Bei der ein Teil der Zeit verschwunden, Die mir, nicht andern, zugehort: O Dichtkunst, die das Leben lindert!
Wie manchen Gram hast du vermindert, 5 Wie manche Frohlichkeit vermehrt!
Die Kraft der Helden Trefflichkeiten Mit tapfern Worten auszubreiten, Verdankt Homer und Maro dir.
Die Fahigkeit, von hohen Dingen 10 Den Ewigkeiten vorzusingen, Verliehst du ihnen und nicht mir.
Die l.u.s.t, vom Wahn mich zu entfernen, Und deinem Flaccus abzulernen, Wie man durch echten Witz gefallt; 15 Die l.u.s.t, den Alten nachzustreben, Ist mir im Zorn von dir gegeben, Wenn nicht mein Wunsch das Ziel erhalt.
Zu eitel ist das Lob der Freunde: Uns drohen in der Nachwelt Feinde, 20 Die finden unsre Grosse klein.
Den itzt an Liedern reichen Zeiten Empfehl' ich diese Kleinigkeiten: Sie wollen nicht unsterblich sein.
+2+
+Die verliebte Verzweiflung.+
Gewiss, der ist beklagenswerth, Den seine Gottin nicht erhort, Dem alle Seufzer nichts erwerben.
Er muss fast immer schlaflos sein Und weinen, girren, winseln, schrein, 5 Sich martern und dann sterben.
”Grausame Laura,” rief Pedrill, ”Grausame, die mein Ungluck, will, Fur dich muss ich noch heut erbla.s.sen.”
Stracks rennet er in vollem Lauf 10 Bis an des Hauses Dach hinauf Und guckt dort in die Ga.s.sen.
Bald, als er Essen sah und roch, Befragt' er sich: ”Wie! leb' ich noch?”
Und zog ein Messer aus der Scheiden. 15 ”O Liebe,” sagt er, ”deiner Wut Weih' ich den Mordstahl und mein Blut,”-- Und fing an Brot zu schneiden.
Nach glucklich eingenomm'nem Mahl Erwagt er seine Liebesqual 20 Und will nunmehr durch Gift erbleichen.
Er offnet eine Flasche Wein Und la.s.st, des Giftes voll zu sein, Sich noch die zweite reichen.
Hernach verflucht er sein Geschick 25 Und holet Schemel, Nagel, Strick, Und schwort, nun soll die That geschehen.
Doch ach! was kann betrubter sein?
Der Strick ist schwach, der Nagel klein, Der Schemel will nicht stehen. 30
Er wahlt noch eine Todesart Und denkt: ”Wer sich ersticht, der spart Und darf fur Gift und Strick nicht sorgen.”
Drauf gahnt er, seufzet, eilt zur Ruh, Kriecht in sein Bett und deckt sich zu 35 Und schlaft bis an den Morgen.
+3+
+An die Freude.+
Freude, Gottin edler Herzen, h.o.r.e mich!
La.s.s die Lieder, die hier schallen, Dich vergrossern, dir gefallen; Was hier tonet, tont durch dich. 5
Muntre Schwester susser Liebe!
Himmelskind!
Kraft der Seelen! Halbes Leben!
Ach! was kann das Gluck uns geben, Wenn man dich nicht auch gewinnt? 10
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