Part 63 (2/2)
Wer bey dem Epicur und seinem Hauften stehet, Der lernt, wie diese Waar als dunnes Glas zerbricht; Es kan die Drachen-Milch uns nicht Artzney gewehren, 35 Noch gelbes Schlangengift in Labsal sich verkehren.
[Notes: 2: _Hypocras_, a sweet spiced wine.
3: _Ambrirte_, 'resinated' (perfumed with _ambra_).]
+LVIII. DANIEL CASPER VON LOHENSTEIN+
The other leading light of the second Silesian school (1635-1683). Like his friend Hofmannswaldau, he was an exemplary Breslau official. He wrote half a dozen impossible tragedies in alexandrine verse and a huge erudite romance _Arminius_. The selection from _Arminius_ follows an edition of 1731, which contains 2868 pages in four quarto volumes.
_From 'Arminius,' Book I: The temple of the Ancient Germans and its wonderful inscription._
Es war ein Thal, welches ungefahr eine Meilweges im Umkreise hatte, rings herum mit steilen Felsen umbgeben, welche allein von einem abschussenden Wa.s.ser zertheilet waren. An dieser Gegend hatte die andachtige Vorwelt dem Anfange aller Dinge, nehmlich dem Schopfer der Welt, zu Ehren auf ieder Seiten eine dreyfache Reihe uberaus hoch und gerade empor wachsender Eich-Baume gepflantzet, und wie dieses gantze Thal, also auch insonderheit den in der Mitte gelegenen Hugel, und die in selbtem von der Natur gemachte Hole, als auch den daraus entspringenden Brunnen fur eines der grossesten Heiligthumer Deutschlands verehret, auch den Glauben, da.s.s in selbtem die Andacht der Opfernden durch einen gottlichen Trieb geflugelt, und das Gebet von den Gottern ehe als anderwerts erh.o.r.et wurde, von mehr als tausend Jahren her auf ihre Nachkommen fortgepflantzet. Denn die alten andachtigen Deutschen waren bek.u.mmerter Gott recht zu verehren, als durch Erbauung kostlicher Tempel die Geburge ihres Marmels zu berauben und ihre Ertzt-Adern arm zu machen. Diesemnach sie fur eine der grosten Thorheiten hielten, Affen, Katzen und Crocodilen, ja k.n.o.bloch und Zwibeln mit Weyrauch zu rauchern; welche bey den Egyptiern mehr die aus Iaspis und Porphyr erbaueten, oder aus einem gantzen Felsen gehauene Wundertempel verstellten, als durch derselben Pracht einiges Ansehen ihrer schnoden Hesslichkeit erlangeten.
Nichts minder verlachten sie die zu Rom angebetete Furcht und das Fieber, als welche Kranckheiten wohl unvergottert, ja abscheulich bleiben, wenn gleich zu uberfirnsung ihrer Bilder und Heiligthumer alle Meere ihr Schnecken-Blut, und gantz Morgenland seine Perlen und Edelgesteine dahin zinset. Da hingegen eine wahre Gottheit[1] eben so ein aus schlechtem Rasen erhohetes Altar, und ein mehr einem finstern Grabe als einem Tempel ahnliches, aber von dem Feuer andachtiger Seelen erleuchtetes Heiligthum; wie die Sonne alle dustere Wohnungen mit ihrem eigenen Glantze erleuchtet und herrlich macht, also da.s.s ohne die Gegenwart des grossen Auges der Welt alle gestirnte Himmels-Kreise dustern, in Abwesenheit einer wesentlichen Gottheit all von Rubin und loderndem Weyrauch schimmernde Tempel irrdisch sind. Denn ob wohl Gott in und ausser aller Dinge ist, seine Macht und Herrschafft sonder einige Beunruhigung sich uber all Geschopfe erstrecket, seine Liebe ohne Ermudung allen durch ihre Erhaltung die Hande unterlegt; ob er gleich ohne Ausdehnung alles auswendig umbschleust, alles inwendig ohne seine Verkleinerung durchdringet; und er also in, uber, unter und neben allen Sachen, iedoch an keinen Ort angebunden, noch nach einigem Maa.s.se der Hohe, Tieffe und Breite zu messen, seine Grosse nirgends ein-, sein Wesen nirgends auszuschlussen ist: So ist doch unwidersprechlich, da.s.s Gott seiner Offenbarung nach, und wegen der von denen Sterblichen erfoderten Andacht, einen Ort fur dem andern, nicht etwan wegen seiner absonderlichen Herrligkeit, sondern aus einer unerforschlicher Zuneigung, ihm belieben la.s.se, ja mehrmahls selbst erkieset habe. uber dem Eingange nun dieser ebenfals fur andern erwehlten Hole waren nachfolgende Reimen in einen lebendigen Steinfels gegraben, iedoch gar schwer zu lesen; weil sie nicht allein mit denen vom Tuisco erfundenen Buchstaben geschrieben, sondern auch vom Regen abgewaschen und vom Mooss verstellet waren:
Ihr Eiteln, weicht von hier! der Anfang aller Dinge, Der eh als dieser Fels und dieser Brunnquell war, Hat hier sein Heiligthum, sein Wohnhaus, sein Altar; Der will, da.s.s man ihm nur zum Opfer Andacht bringe.
Die ist das Eigenthum der Menschen. Weyrauch, Blut, 5 Gold, Weitzen, Oel, und Vieh ist sein selbsteigen Gut.
Die Opfer, die ihr ihm auf tausend Tischen schlachtet, Die machen ihn nicht feist, und keine Gabe reich.
Ihr selbst genusset es, wenn ihr den Schopfer gleich Durch eure Erstlingen hier zu beschencken trachtet. 10 Euch scheint der Fackeln Licht, ihr rucht des Zimmets Brand; Ja, was ihr gebt, bleibt euch mit Wucher in der Hand.
Gott heischt diss zwar, doch nicht aus l.u.s.terner Begierde.
Denn was ergeitzt das Meer ihm an der armen Flut Des Thaues? welcher Stern wunscht ihm der Wurmer Glut, 15 Die bey den Nachten scheint, und der Rubinen Zierde?
Ihr weiht Gott nur das Hertz zum Zeichen euer Pflicht; Euch selbst zu eurem Nutz, ihm zur Vergnugung nicht.
Ja auch die Andacht Selbst weiss Gott nichts zuzufromen; Denn eignet sie uns zu gleich seine Gnad und Heil, 20 So hat sein Wohlstand doch nicht an dem unsern Theil, Wie unsre Freude rinnt aus seinen Wohlthats-Stromen.
Hingegen wie kein Dunst versehrt der Sonnen Licht, So verunehrt auch ihn kein Aberglaube nicht.
Der Lasterer ihr Fluch thut ihm geringern Schaden, 25 Als wenn ein toller Hund den vollen Mond anbillt.
Es ruhmt als Richter ihn, was in der Holle brullt; Wie's Lob der Seligen preist seine Vater-Gnaden.
Den grossen Gott bewehrt die Kohle, die dort gluht, So wohl als die, die man wie Sterne glantzen sieht. 30
So ist's nun ubermaa.s.s, unsaglich grosse Gutte, Da.s.s Gott die Betenden hier wurdigt zu erhorn.
Weicht, Eitele! um nicht diss Heil' ge zu versehrn!
Denn da.s.s Gott in diss Thal nur einen Blick ausschutte, Ist gross're Gnad, als wenn das Auge dieser Welt 35 Den schlechtsten Sonnen-Staub mit seinem Glantz erhalt.
[Notes: 1: _Gottheit_, subject of _erleuchtet und herrlich macht_ understood.]
+LIX. HANS JAKOB CHRISTOFFEL VON GRIMMELSHAUSEN+
The most important writer of prose fiction in the 17th century (_ca._ 1625-1676). He spent his early years as a roving soldier. After the war he published anonymously a number of tales, which are known collectively as _Simplicianische Schriften_. The best of them is _Der abentheuerliche Simplicissimus_, which is largely autobiographic. The book parodies the fas.h.i.+onable romances of adventure and takes hints from the picaresque tales which had begun to come in from Spain. It is particularly interesting for its truthful pictures of German life in the time of the great war. The selection follows Braune's _Neudrucke_, Nos. 19-25.
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