Part 38 (1/2)

”Herr Tannhauser, nit reden also, Ihr tut Euch nit wohl besinnen; So gehn wir in ein Kammerlein Und spielen der edlen Minne.”

”Eu'r Minne ist mir worden leid, 45 Ich hab' in meinem Sinne: Frau Venus, edle Fraue zart, Ihr seid ein' Teufelinne.”

”Herr Tannhauser, was red't Ihr nun, Und da.s.s Ihr mich tut schelten? 50 Nun, sollt Ihr langer hierinnen sein, Ihr musst' es sehr entgelten.”

”Frau Venus, das en will ich nit, Ich mag nit langer bleiben.

Maria Mutter, reine Maid, 55 Nun hilf mir von dem Weibe!”

”Herr Tannhauser, Ihr sollt Urlaub han, Mein Lob das sollt Ihr preisen, Wo Ihr in dem Land umfahrt; Nehmt Urlaub von dem Greisen!”[47] 60

Da schied er wieder aus dem Berg, In Jammer und in Reuen: ”Ich will gen Rom wohl in die Stadt Auf eines Papstes Treuen.

Nun fahr' ich frohlich auf die Bahn, 65 Gott muss' sein immer walten!

Zu einem Papst, der heisst Urban, Ob er mich mocht' behalten.”

”Ach Papste, lieber Herre mein, Ich klag' Euch hie mein' Sunde, 70 Die ich mein' Tag' begangen hab', Als ich Euch's will verkunden.

Ich bin gewesen auch ein Jahr Bei Venus, einer Frauen.

So wollt' ich Buss' und Beicht' empfahn, 75 Ob ich mocht' Gott anschauen.”

Der Papst hat ein Stablein in seiner Hand, Das war sich also durre: ”Als wenig das Stablein grunen mag, Kommst du zu Gottes Hulde!” 80

”Und sollt' ich leben nur ein Jahr, Ein Jahr auf dieser Erden, So wollt' ich Beicht' und Buss' empfahn Und Gottes Trost erwerben.”

Da zog er wied'rum aus der Stadt 85 In Jammer und in Leiden: ”Maria Mutter, reine Magd, Muss ich mich von dir scheiden!”

Er zog nun wied'rum in den Berg Und ewiglich ohn' Ende: 90 ”Ich will zu meiner Frauen zart, Wo mich Gott will hin senden.”

”Seid gottwillkommen, Tannhauser!

Ich hab' Eu'r lang entboren;[48]

Seid gottwillkommen, mein lieber Herr, 95 Zu einem Buhlen auserkoren.”

Das wahret an den dritten Tag, Der Stab hub an zu grunen.

Der Papst schickt' aus in alle Land: Wo der Tannhauser war' hinkommen? 100

Da war er wieder in den Berg Und hatt' sein Lieb erkoren; Des muss der vierte Papst Urban Auf ewig sein verloren!

[Notes: 42: Erk and Bohme, I, 40. The Venus of the folk-song represents the German Frau Holde, a love-G.o.ddess who holds her court in a mountain and infatuates men to the peril of their souls. Just how and when the saga attached itself to the historical minnesinger Tannhauser is not known. Urban IV, referred to in the last stanza, was pope from 1261 to 1265.

43: A form of the old negative particle; _en nit_ = _nicht_.

44: _Jemands ... Ihr_, 'any one but you.'

45: _Bleiben_.

46: Equivalent to _gleichgultig_.

47: The legendary old man, faithful Eckart, who warns of danger and rebukes sinners.