Part 28 (2/2)

Kein kahlerer ward je gesehn. 1780 Sein Lockenhaar, so blond und schon, Das lag verachtet und zerstreut Rings auf der Erde weit und breit.

Das k.u.mmerte die Bauern nicht, Sie liessen noch den armen Wicht 1785 Die Beichte sprechen; gleich zur Stund Schob einer Helmbrecht in den Mund Ein Brockchen Erd'[7] zu Schutz und Hut Vor Hollenfeuers heisser Glut.

Dann hangten sie ihn an den Baum. 1790

[Notes: 4: Helmbrecht has had his eyes put out by a magistrate.

5: Of the 'bands' or 'rings' on the cow's horns. She was seven years old.

6: At the beginning of the poem Helmbrecht's elaborately embroidered hood is described at length.

7: This is not to be understood as a mockery of religion. A dying person might be shrived by a layman if no priest was at hand, a bit of earth or gra.s.s being subst.i.tuted for the holy host.]

+x.x.x. THOMASIN OF ZIRCLAERE+

A North-Italian cleric--Zirclaere was a village in the old duchy of Friuli--who wrote a rimed treatise on manners, morals, education, etc.

He wrote first in _Walsch_, _i.e._ Italian, or more probably French, and then in German. His German t.i.tle, _Der walsche Gast_, was a bid for the hospitable reception of the foreigner's book in Germany. And it was well received, there being evidence that it was widely read for two centuries. The poem consists of 14,752 verses in ten books and was written in 1215. There is no poetry in it, but it is interesting as a specimen of medieval didacticism.

_From the 'French Guest,' Book 3: Life's compensations; riches and poverty._

Der Bauer mochte werden Knecht, Dunkt ihm einmal das Leben schlecht; Der Knecht, der ware gern ein Bauer, Dunkt ihm einmal das Leben sauer.

Der Pfaffe mochte Ritter wesen, 5 Langweilt es ihm, sein Buch zu lesen; Sehr gern der Ritter Pfaffe war', Wenn er den Sattel raumt dem Speer.

Der Kaufmann, kommt er in die Not, Sagt: ”Weh und ach, o war' ich tot! 10 Mir ist ein elend Los gegeben.

Der Werkmann hat ein gutes Leben; Er bleibt zu Hause, sel'ger Mann, Da ich, der ich nicht werken kann, Muss fahren immer hin und her 15 Und leiden Muhsal hart und schwer.”

Der Werkmann sagt: ”Wie wonniglich Lebt doch der Kaufmann! Wahrend ich Mich nachts mit harter Arbeit plag', Schlaft ja der Kaufmann, wenn er mag.” 20 Was diesem lieb, ist jenem leid; Das macht die Unbestandigkeit.

Wollte ziehen der Hund am Wagen, Und der Ochse Hasen jagen, Es deuchte uns doch wunderlich. 25 Noch schlimmer aber reimt es sich, Bei diesem oder jenem Leiden Den Stand des andern zu beneiden, Der Knecht den Bauer und umgekehrt; Das ist ja beiderseits verkehrt. 30 Wird Pfaffe Ritter, Ritter Pfaffe, So handelt jeder wie der Affe, Der, sorglos ob es ihm sei recht, Ein jedes Amt bekleiden mocht'.

Die Sach' ist truglich ganz und gar; 35 Ich sage euch, und es ist wahr: Das seine wurde keiner geben, Kannt' er nur des andern Leben.

Des Armen Muhen und des Reichen, Die beiden sich vollstandig gleichen. 40 Wer hat Verstand, der deutlich sieht, Da.s.s Armut nicht den kurzern zieht.

Dem Armen weh die Armut tut, Der Reiche qualt sich um sein Gut.

Ist man mir schuldig, tut's mir leid, 45 Da.s.s keine Barschaft steht bereit; Bin ich der Schuldige, leid' ich Qualen, Weil ich nichts habe zu bezahlen.

Man sieht ja, zwischen arm und reich Ist alles abgewogen gleich. 50 Der arme Mann sehnt sich nach Gut, Der reiche Mann bedarf der Hut.

Gut wunschen ist des Armen Plage, Und wer es hat, kommt in die Lage, Da.s.s er um Hilfe bitten muss; 55 Auf gleicher Stufe geht ihr Fuss.

Der Arme plagt sich nach dem Gute, Dem Reichen ist es schlecht zu Mute, Weil er noch ungesattigt bleibt; Besitz die Sorgen nie vertreibt. 60 Wer hat genug und mehr noch will, Dem hilft sein Gut genau so viel, Als Rauch den Augen nutzlich ist; Das ist nun wahr zu jeder Frist.

Der ist sehr arm bei grossem Gut, 65 Der mehr begehrt in seinem Mut.

Der hat an kleinen Dingen viel, Der hat genug und nichts mehr will.

Hat jemand einen reichen Mut, Er ist nicht arm bei kleinem Gut. 70 Wem nicht genuget, was er hat, Fur dessen Armut ist kein Rat: Des bosen Mannes kargem Mut Genugt ja nicht das grosste Gut.

Der Geiz'ge hatte stets die Fulle, 75 Ware nur nicht sein boser Wille.

Wer nicht mit wenigem kann leben, Muss seinen Leib zu eigen geben.

Der brave Mann weiss stets Bescheid In Reichtum und in Durftigkeit. 80

Wir wenden mehr der Muh' und List An das, was uns nicht notig ist, Als an das Notige sogar: Ist doch die Art sehr wunderbar.

Man la.s.st zu Hause Kind und Weib 85 Und plagt mit Arbeit seinen Leib, Und der Gewinn ist manchmal klein; Es wurd' also viel besser sein, Wenn man mit nur geringer Muh'

Nach Tugend wurbe; so gedieh' 90 Uns Reichtum und ein grosses Gut (Ich meine in dem reichen Mut).

Man gibt sehr oft den eignen Leib, Freiheit, Seele, Kind und Weib Um weniges, und wenn zur Stund' 95 Wir's kaufen sollten fur ein Pfund, Wir liessen es ganz unberuhrt.

Der tor'chte Mensch zu Markte fuhrt Sein eignes Selbst und weiss nicht wie, Um lauter Sorge, Reu' und Muh', 100 Mit seinem Selbst kauft er was ein, Und meint, das Ding nun ware sein; Doch mit der Zeit wird er belehrt, Da.s.s er vielmehr dem Ding gehort.

Er ware sein, war' nicht sein Gut; 105 Derma.s.sen hat er seinen Mut, Und seinen Sinn dem Gut gegeben Und muss als ein Leibeigner leben.

Der, der verkauft den freien Mut, Erhalt niemals ein gleiches Gut. 110 Wem sein Reichtum laufet vor, Der folget nach ihm wie ein Tor.

Wer mit dem Gute unrecht tut, Der unterwirft ihm seinen Mut, Und wer es nicht beherrschen kann, 115 Der ist des Pfennigs Dienstemann.

Jetzt von der Unbestandigkeit: Von grosser Lieb' kommt grosses Leid.

Was man erwirbt mit grosser Not, Man la.s.st es doch zuruck im Tod. 120 Der Reichtum macht niemand gesund, Der ruft ihn in der Krankheit Stund'.

Wer da ihn liebt mit grossem Neid, Verla.s.st ihn auch mit grossem Leid; Und wie er sich mag wenden, 125 Es muss mit ihm doch enden.

Und Leid von Lieb' entstehen mag, Sogar auch vor dem Todestag: Feind, Feuer, Spiel und Tod und Diebe, Die konnen machen Leid aus Liebe. 130 Drum mein' ich, da.s.s der Reiche tut Das beste, wenn er gibt sein Gut Um ein viel besseres, das heisst, Um Gottes Huld, die allermeist Eintraglich ist und ihm gewahrt 135 Den Reichtum, der sich ewig mehrt, Den kauft des Armen reiner Mut; Drum haben sie ein gleiches Gut.

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