Part 9 (2/2)
Da musste heftig Drangen von Helden bald geschehn, 10 Die alle harrend standen, ob es mochte sein, Da.s.s sie da frohlich sahen dieses edle Magdelein.
Da kam die Minnigliche, wie das Morgenrot Tritt aus truben Wolken. Da schied von mancher Not, Der sie im Herzen hegte, was lange war geschehn. 15 Er sah die Minnigliche nun gar herrlich vor sich stehn.
Von ihrem Kleide leuchtete gar mancher edle Stein, Ihre rosenrote Farbe gab minniglichen Schein.
Was jemand wunschen mochte, er musste doch gestehn, Da.s.s er hier auf Erden noch nichts so Schones gesehn. 20
Wie der lichte Vollmond vor den Sternen schwebt, Des Schein so h.e.l.l und lauter sich aus den Wolken hebt, So glanzte sie in Wahrheit vor andern Frauen gut; Das mochte wohl erhohen den zieren Helden den Mut.
Die reichen Kammerlinge schritten vor ihr her, 25 Die hochgemuten Degen liessen es nicht mehr: Sie drangten, da.s.s sie sahen die minnigliche Maid; Siegfried dem Degen war es lieb und wieder leid.
Er sann in seinem Sinne: ”Wie dacht' ich je daran, Da.s.s ich dich minnen sollte? das ist ein eitler Wahn. 30 Soll ich dich aber meiden, so war' ich sanfter[5] tot.”
Er ward von Gedanken oft bleich und oft wieder rot.
Da sah man den Sieglindensohn so minniglich da stehn, Als war' er entworfen auf einem Pergamen Von guten Meisters Handen; gern man ihm zugestand, 35 Da.s.s man nie im Leben so schonen Helden noch fand.
Die mit Kriemhilden gingen, die hiessen aus den Wegen Allenthalben weichen; dem folgte mancher Degen.
Die hochgetrag'nen Herzen freute man sich zu schaun; Man sah in hohen Zuchten viel der herrlichen Fraun. 40
Da sprach von Burgunden der Konig Gernot: ”Dem Helden, der so gutlich Euch seine Dienste bot, Gunter, lieber Bruder, dem bietet hier den Lohn Vor allen diesen Recken. Des Rates spricht man mir nicht Hohn.
Heisset Siegfrieden zu meiner Schwester kommen, 45 Da.s.s ihn das Magdlein grusse; das bringt uns immer Frommen.
Die niemals Recken grusste, soll sein mit Grussen pflegen, Da.s.s wir uns so gewinnen diesen zierlichen Degen.”
Des Wirtes Freunde gingen, dahin wo man ihn fand; Sie sprachen zu dem Recken aus dem Niederland: 50 ”Der Konig will erlauben, Ihr sollt zu Hofe gehn.
Seine Schwester soll Euch grussen; die Ehre soll Euch geschehn.”
Der Rede ward der Degen in seinem Mut erfreut; Er trug in seinem Herzen Freude sonder Leid, Da.s.s er der schonen Ute Tochter sollte sehn. 55 In minniglichen Zuchten empfing sie Siegfrieden schon.
Als sie den Hochgemuten vor sich stehen sah, Ihre Farbe ward entzundet. Die Schone sagte da: ”Willkommen, Herr Siegfried, ein edler Ritter gut.”
Da ward ihm von dem Grusse gar wohl erhoben der Mut. 60
Er neigte sich ihr minniglich, als er den Dank ihr bot; Da zw.a.n.g sie zu einander sehnender Minne Not.
Mit liebem Blick der Augen sahn einander an Der Held und auch das Magdlein; das ward verstohlen getan.
Ward da mit sanftem Drucke geliebkost weisse Hand 65 In herzlicher Minne, das ist mir unbekannt.
Doch kann ich auch nicht glauben, sie hatten's nicht getan.
Liebebedurft'ge Herzen taten Unrecht daran.
[Notes: 4: M.H.G. _waetlich_, 'beautiful.'
5: 'Better.']
_From Adventure 7: The strenuous games at Isenstein[6]; Brunhild is fraudulently vanquished for Gunter by the invisible Siegfried._
Brunhildens Starke zeigte sich nicht klein, Man trug ihr zu dem Kreise einen schweren Stein, Gross und ungefuge, rund dabei und breit; Ihn trugen kaum zwolfe dieser Degen kuhn im Streit.
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