Part 65 (1/2)
+3+
+Die verworfene Liebe.+
Ich habe genug!
l.u.s.t, Flammen und Kusse Sind giftig und susse Und machen nicht klug; Komm, selige Freiheit, und dampfe den Brand, 5 Der meinem Gemute die Weisheit entwandt.
Was hab' ich gethan!
Jetzt seh' ich die Triebe Der thorichten Liebe Vernunftiger an; 10 Ich breche die Fessel, ich lose mein Herz Und ha.s.se mit Vorsatz den zartlichen Schmerz.
Was qualt mich vor Reu'?
Was stort mir vor k.u.mmer Den nachtlichen Schlummer? 15 Die Zeit ist vorbei.
O kostliches Kleinod, o teurer Verl.u.s.t!
O hatt' ich die Falschheit nur eher gewusst!
Geh, Schonheit, und fleuch!
Die artigsten Blicke 20 Sind schmerzliche Stricke.
Ich merke den Streich, Es lodern die Briefe, der Ring bricht entzwei Und zeigt meiner Schonen: Nun leb' ich recht frei.
Nun leb' ich recht frei 25 Und schwore von Herzen, Da.s.s Kussen und Scherzen Ein Narrenspiel sei; Denn wer sich verliebet, der ist wohl nicht klug; Geh, falsche Sirene, ich habe genug! 30
+4+
+An Leonoren.+
Als er sie einer bestandigen Liebe versicherte.
Treuer Sinn, Wirf den falschen k.u.mmer hin.
La.s.s den Zweifel der Gedanken Nicht mit meiner Liebe zanken, Da ich langst dein Opfer bin. 5
Gluck und Zeit Ha.s.set die Bestandigkeit; Doch das Feuer, so ich fuhle, Hat die Ewigkeit zum Ziele Und verblendet selbst den Neid. 10
Meine Glut Leidet keinen w.a.n.kelmut; Eher soll die Sonn' erfrieren, Als die Falschheit mich verfuhren, Eher loscht mein eigen Blut. 15
Grab und Stein Adeln selbst mein Redlichsein.
Bricht mir gleich der Tod das Herze, So behalt die Liebeskerze In der Asche doch den Schein. 20
+5+
+An Leonoren.+
Gedenk an mich und meine Liebe, Du mit Gewalt entrissnes Kind, Und glaube, da.s.s die reinen Triebe Dir jetzt und allzeit dienstbar sind, Und da.s.s ich ewig auf der Erde 5 Sonst nichts als dich verehren werde.
Gedenk an mich in allem Leiden Und troste dich mit meiner Treu!