Part 57 (1/2)
[Notes: 5: _Wolfe_, in allusion to the superst.i.tion of the man-wolf (_werewolf, lycanthropus_).]
+17+
+Das Hausleben.+
Ist Glucke wo und was, so halt' ich mir fur Glucke, Wann ich mein eigen bin, da.s.s ich kein dienstbar Ohr Um weg verkaufte Pflicht[6] darf recken hoch empor Und horchen auf Befehl. Da.s.s mich der Neid berucke, Da bin ich sorgenlos. Die schmale Sturzebrucke,[7]
Darauf nach Gunst man zeucht, die bringt mir nicht Gefahr; Ich stehe, wo ich steh', und bleibe, wo ich war.
Der Ehre scheinlich[8] Gift, des Hofes Meisterstucke, Was gehen die mich an? Gut, da.s.s mir das Vergnugen Fur grosse Wurde gilt; mir ist ja noch so wol, Als dem der Wanst zerschwillt,[9] die weil er Hoffahrt voll.
Wer biegen sich nicht kan, bleibt, wann er fallet, liegen.
Nach Purpur tracht' ich nicht; ich nehme weit dafur,[10]
Wann Gott ich leben kan, dem Nachsten und auch mir.
[Notes: 6: _Um ... Pflicht_, 'in venal service.'
7: _Sturzebrucke_ = _Fallbrucke_.
8: _Scheinlich_, 'glittering.'
9: _Zerschwillt_ = _schwellend zerplatzt_.
10: _Nehme dafur_ = _ziehe vor_.]
+18+
+An mein vaterlich Gut, so ich drei Jahr nicht gesehen.+
Gluck zu, du odes Feld; Gluck zu, ihr wusten Auen!
Die ich, wann ich euch seh', mit Thranen muss bethauen, Weil ihr nicht mehr seid ihr; so gar hat euren Stand Der freche Mord-Gott Mars grundaus herumgewandt.
Seid aber doch gegrusst; seid dennoch furgesetzet 5 Dem allen, was die Stadt fur schon und kostlich schatzet.
Ihr wart mir lieb, ihr seid, ihr bleibt mir lieb und werth; Ich bin, ob ihr verkehrt,[11] noch dennoch nicht verkehrt.
Ich bin, der ich war vor. Ob ihr seid sehr vernichtet, So bleib' ich dennoch euch zu voller Gunst verpflichtet, 10 So lang ich ich kan sein; wann dann mein Sein vergeht, Kans sein, da.s.s Musa wo an meiner Stelle steht.[12]
Gehab dich wol, o Stadt! die du in deinen Zinnen Hast meinen Leib gehabt, nicht aber meine Sinnen.
Gehab dich wol! mein Leib ist nun vom Kerker los; 15 Ich darf nun nicht mehr sein, wo mich zu sein verdross.
Ich habe dich, du mich, du susse Vatererde!
Mein Feuer glanzt nun mehr auf meinem eignen Herde.
Ich geh', ich steh', ich sitz', ich schlaf', ich wach' umbsunst.[13]
Was theuer mir dort war, das hab' ich hier aus Gunst 20 Des Herrens der Natur, um ”Habe-Dank” zu niessen Und um gesunden Schweiss; darf nichts hingegen wissen Von Vortel und Betrug, von Hinterlist und Neid, Und wo man sonst sich durch schickt etwan in die Zeit.
Ich ess' ein selig Brot, mit Schweiss zwar eingeteiget, 25 Doch das durch Backers Kunst und Hefen hoch nicht steiget, Das zwar Gesichte[14] nicht, den Magen aber fullt Und dient mehr, da.s.s es nahrt, als da.s.s es h.e.l.ler gilt.
Mein Trinken ist nicht falsch[15]; ich darf mir nicht gedenken, Es sei gebrauen zwier,[16] vom Brauer und vom Schanken. 30 Mir schmeckt der klare Saft; mir schmeckt das reine Na.s.s, Das ohne Keller frisch, das gut bleibt ohne Fa.s.s, Drum nicht die Nymphen erst mit Ceres durfen kampfen, Wer Meister druber sei, das nichts bedarf zum Dampfen,[17]
Weils keinen Schwefelrauch noch sonsten Einschlag hat, 35 Das ohne Geld steht feil, das keine frevle That Hat den jemals gelehrt, der dran ihm liess genugen.
Der Kramer fruchtbar Schwur, und ihr geniesslich[18] Lugen Hat nimmer Ernt' um mich. Der vielgeplagte Lein, Der muss, der kan mir auch anstatt der Seiden sein. 40 Bewegung ist mein Arzt. Die krauterreichen Walde Sind Apotheks genug; Geld, Gold wachst auch im Felde,-- Was mangelt alsdenn mehr? Wer Gott zum Freunde hat Und hat ein eignes Feld, fragt wenig nach der Stadt, Der vortelhaften Stadt, da Nahrung zu gewinnen 45 Fast jeder muss auf List, auf Tuck und Ranke sinnen.
Drum hab' dich wol, o Stadt! wenn ich dich habe, Feld, So hab' ich Haus und Kost, Kleid, Ruh', Gesundheit, Geld.
[Notes: 11: _Verkehrt_, 'changed.'
12: _Da.s.s ... steht_; 'that some other muse than mine will praise you.'