Part 34 (1/2)

Warst du nicht zu Wien entgangen, Man hatte dich schon langst gehangen. 135 Du hast auch einen roten Bart Und bist ein Kobold schlimmster Art.

MERCATOR

Fraue, liebe Fraue mein, Moget Ihr immer selig sein!

Vergib mir, da.s.s ich dich geschlagen, 140 Aber du hast so viel zu sagen.

Die Klage machst du mannigfalt, Und daran tust du mir Gewalt.

Du hast ein wunderlich Gebarde, Und willst mich bringen unter die Erde. 145

MERCATRIX

Ja, ich vergebe dir die Schlage Am Tag, wo ich dich ins Grab hinlege.

MERCATOR (_zu Rubin_)

Hinweg mit den Pulvern!

Hier kann ich nicht mehr bleiben.

Hebe auf Korb und Stab, 150 Und laufen wir nach Arab Weithin von diesem Lande: Sonst kamen wir vielleicht zu Schande.

RUBINUS (_dicit_)

Herr, ich packe ein recht gerne Und laufe mit in weite Ferne. 155

[Notes: 2: The original is printed in the _Fundgruben_ of Hoffmann von Fallersleben, 1837. The 'Personen' are the three Marys, who go at break of day to anoint the body of the buried Christ. On the way they are taken in by a peripatetic quacksalver who has a cantankerous wife and a scapegrace clerk named Rubin.]

+x.x.xV. REYNARD THE FOX+

A humorous poem, with incidental satire, which enjoyed the favor of all medieval Europe. The earliest German attempt to weave a continuous narrative out of the animal-stories that had previously been current in Latin, and to some extent in French, was that of an Alsatian poet, Heinrich der Glichezare, who wrote about 1180 and drew upon French sources. With the exception of a badly preserved fragment this poem is lost. It was called _Isengrines Not_ and described the pranks played by the cunning fox on the stupid wolf. Half a century later it was worked over by an unknown rimester who changed the t.i.tle to _Reinhart Fuchs_.

This is the High German version from which the first of the selections below is translated. More important in a literary way is the Low German version, of which the earliest print dates from 1498. A specimen of this is given in Simrock's translation.

1

_From the High German 'Reinhart Fuchs,' lines 663 ff: Reynard initiates the wolf as a monk and teaches him to catch fish._

”Gevatter,” sprach Herr Isengrin, ”Gedenkst du stets als Monch hierin Zu wohnen bis zu deinem Tod?” 665 ”Ja wohl,” sprach er, ”es tut mir not: Du wolltest ohne meine Schuld Mir versagen deine Huld Und nehmen wolltest du mein Leben.”

Sprach Isengrin: ”Ich will's vergeben, 670 Hast du mir je ein Leid getan, Wenn ich nun mit dir wohnen kann.”

”Vergeben? Mir?” sprach da Reinhart, ”Mein Leben sei nicht mehr bewahrt, Tat ich je was zu Leide dir. 675 Wusstest du mir Dank dafur, Ich gabe dir zwei Stucke Aal, Den Rest von meinem letzten Mahl.”

Herr Isengrin war hoch erfreut.

Er offnete das Maul sehr weit. 680 Und Reinhart warf sie ihm in Mund.

”Ich bliebe immermehr gesund,”

Sprach Isengrin mit blodem Sinne, ”War' ich nur einmal Koch da drinne.”

Reinhart sprach: ”Ist bald getan. 685 Willst du hier Bruderschaft empfahn, So wirst du Meister uber die Braten.”

Dem war es recht, wie ihm geraten.

”Das tu' ich,” sagte Isengrein.

”Also steck deinen Kopf herein,” 690 Sprach Reinhart. Jener war bereit, Und eilig nahte sich sein Leid.

Er tat hinein die Schnauze gross, Und Bruder Reinhart ihn begoss Mit heissem Wa.s.ser, das ist wahr, 695 Und brachte ihn um Haut und Haar.

Isengrin sprach: ”Weh tut das mir.”

Reinhart sagte: ”Wahnet Ihr Den Himmel muhlos zu gewinnen?

Ihr seid doch nicht so ganz von Sinnen? 700 Gern mogt Ihr leiden diese Not, Gevatter, wenn Ihr laget tot: Die Bruderschaft habt Ihr empfahn, Und alle Tage von nun an Habt Ihr an tausend Messen teil, 705 Was sicherlich Euch bringt zum Heil.”

Isengrin meint', es ware wahr; Er klagte nicht um Haut und Haar, Die er nun nicht mehr nannte sein.

Er sprach: ”Jetzt, Bruder, sind gemein 710 Die ale, die noch drinne sind, Da ich wie du ein Gotteskind.

Wer mir ein Stuck davon versagt, Wird vor dem Abte angeklagt.”

Reinhart sprach: ”Nie tat' es not; 715 Euch steht das Unsrige zu Gebot In bruderlicher Minn' und Ehr', Doch hier sind keine Fische mehr.